Das
Orakel von Delphi durfte nicht einfach betreten werden, sondern den Einlass gewährte die
Priesterin Pythia. Sie war es, die die
Prophezeiungen in
Trance weitergab. Die Zukunftsdeutung wurde jedoch nur von ihr als Medium übermittelt, nicht interpretiert oder gedeutet. Doch wer war Pythia eigentlich wirklich?
Das Orakel von Delphi
Wer wissen möchte, wer Pythia war, der sollte zuerst das
Orakel von Delphi genauer kennenlernen. Dies ist der Ort, an dem die
Priesterin tätig war. Die Weissagungsstätte von Delphi zählt zu den ältesten und ist gleichzeitig die bekannteste, die in der Geschichte der Orakel zu finden ist. Laut den Griechen in der Antike wurde die Stätte ausgewählt, da sie als Mitte der Welt angesehen wurde.
Sie wurde als Nabel der Welt bezeichnet, weil der Göttervater Zeus zwei Adler in zwei unterschiedliche Richtungen fliegen liess, die sich dann in Delphi wieder trafen. Daher ging man davon aus, dass der Ort genau die Mitte darstellte. Doch Zeus wurde nicht als der Gott des Orakels beschrieben, sondern Apollon. Um das zu verstehen, tauchen wir ein in die griechische Mythologie.
In Delphi hauste eine Schlange Python, die auch als Drache bekannt war. Dieser Drache verschlang die Mutter des Apollon, woraufhin dieser Rache vornahm. Das Blut der getöteten Schlange drang in den Boden ein. Durch diese Verbindung bekam der Ort hellseherische Fähigkeiten, weshalb er als Weissagungsstätte anerkannt wurde. Apollon erhielt den Vorsitz.
Während wir heute zu jeder Zeit das Orakel befragen können, war in der Antike das Befragen nur einmal jährlich möglich. Zugang zur Stätte hatten dabei nur männliche Personen. Nach einer Opfergabe konnte so die Zukunftsdeutung gewährleistet werden. Vorsitz hatte die Priesterin Pythia, die einzige Frau in der Stätte. Sie gab die
Prophezeiungen und die
Zukunftsdeutungen weiter.
Pythia und ihre Aufgaben
Wie bereits erwähnt, hatte die
Priesterin Pythia den Vorsitz über das
Orakel von Delphi. Dabei war Pythia die allgemeine Bezeichnung für die Priesterinnen. Sie hatten keine besondere Gabe, sondern waren einfach Einwohnerinnen der Stadt, die speziell ausgewählt wurden. Es handelte sich um betagte Frauen, die die Vorgabe hatten, rein und jungfräulich zu bleiben.
Pythia hatte ihren Platz im Adyton auf einem Dreifuss. Das Adyton war ein abgeschlossener Raum in einem Tempel. Bekannt ist der Begriff vor allem aus dem antiken Griechenland und wird mit dem Tempel des Apollon in Delphi in Verbindung gebracht. Das Adyton war dabei vom Hauptraum mit dem Götterbild getrennt, zu dem meist nur bestimmte Leute Zutritt hatten.
Pythia nahm die Opfergaben entgegen, die notwendig waren. Erst dann war es möglich, dass das Orakel überhaupt befragt werden konnte. Sie sass auf einem Dreifuss und überbrachte die ihr übermittelten
Zukunftsdeutungen. Es wird berichtet, dass Pythia in eine Art
Trance verfiel, wodurch sie die
Prophezeiungen erhielt. Die Trance entstand nicht von allein. Grund hierfür war den Überlieferungen zufolge ein Gas, das aus dem Dreifuss austrat. Dieses entsprang der Quelle Kassotis, deren Wasser im Untergrund verschwand.
Die Gabe der Priesterin, Prophezeiungen zu empfangen, kam nicht allein von dem Gas, das sie umgab und sie in einen Trancezustand versetzte, sondern auch von der Besessenheit durch den Gott Apollon. Es ist zu beachten, dass Pythia dabei rein als Medium wirkte, man ging sogar davon aus, dass es Apollon war, der durch den Trancezustand aus ihr sprach.
Sie hatte nicht die Fähigkeit, die Zukunftsdeutungen zu interpretieren oder zu verändern. Sie übersetzte einzig und allein die Orakelsprüche, die ihr erschienen. Die Überlieferung war dabei wortgetreu. Dass Pythia eine Frau war, wirkt auf den ersten Blick etwas überraschend, da in der Antike das Frauenbild noch anders war und nur Männer Zutritt zum Tempel hatten.
Dennoch wählte man in der Antike die Priesterinnen in der Regel schon in der Jugend aus, wodurch sie ihre Rolle zugeteilt bekamen und die Weihe vollzogen wurde. Pythia war also eine Persönlichkeit, die zwar keine besonderen Tugenden besitzen musste, aber dennoch eine wichtige Rolle in der Antike der Zukunftsdeutungen spielte.
Die Orakelsprüche verstehen lernen
Da Pythia keine bestimmte Gabe besass und auch rein als Medium anzusehen war, konnte sie mit einem Sprachrohr gleichgesetzt werden. Die
Prophezeiungen, die sie in Form von Orakelsprüchen weitergab, hatten von ihr keine Wertung oder Deutung bekommen. Daher galt es, diese mit viel Verstand aufzunehmen. Wichtig ist zu beachten, dass das
Orakel stets recht hat.
Die
Zukunftsdeutungen aus Delphi hatten bereits einigen Herrschern im antiken Griechenland Unheil verschafft, weil sie die Prophezeiungen zu wörtlich nahmen und nicht hinterfragten oder sich nicht an den Rat der Weissagung hielten. Dies brachte nicht nur dem Land, sondern auch der Person selbst einige Probleme. Man sollte also das Orakel verstehen lernen. Diese Tatsache gilt bis heute, sodass man nie voreilig handeln, sondern alle Facetten beachten sollte.
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